Sonntag, 21. September 2014

Über Kunst oder Künste?

I

Die Frage des Essays lautet, ob allgemein über Kunst gesprochen werden kann, oder ob man sich mit einer Sammlung, mit Künsten zufriedengeben muss, die ein einheitliches Vorgehen nicht erlauben. Einbezogen werden Theorien, die von Bense, von Gustaffson und von Goodman stammen. Die ersten beiden Theorien sind explizit zeichentheoretisch ausgerichtet, die ditte symboltheoretisch. Eine Lösung des Problems bietet keine der aufgegriffenen Erläuterungen, aber die Schwierigkeiten verfolgen zu können, ist eventuell schon ein Gewinn.

Bense hat in den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen kommunikations­wissenschaftlichen Ansatz über Kunst vorgelegt. Sein Bei­trag ist ein Dokument einer theoretischen Umorientie­rung. Adornos oft diskutierte „Ästhetische Theo­rie“ (Adorno, Th. W., 1973) ist der hegelschen Philoso­phie ver­pflichtet; Bense findet einen Ansatz unter Be­rücksichtigung der mathematischen Informationstheorie (vgl. Bense, M., 1979, S.332). Die knappe Anführung von Adornos Theorie hat einen weiteren Grund. Benses Theorie wird ebenfalls als ästhetische ausgegeben, ist betitelt mit „Ästhetische Kommunikation“.

Grundlage von Benses Ansatz sind seine Aussagen über Zeichen, aus denen Informationen gebildet werden: „Alle zur Herstellung eines Kunstwerks verwendeten Ele­men­te wie Töne, Farben, Wörter, Kontraste, Linien, Formen, Modulationen usw. sind als ‚Zeichen‘ zu ver­stehen.“ (Ebd., S.335.) Es handelt sich um die physika­lischen Zustände von Kunstwerken (vgl. ebd., S.334).
Als zweite Klasse von Zuständen führt Bense konven­tionelle semantische an; diese werden von den physika­li­schen realisiert (vgl. ebd.). In dem Fall sprachlicher Kunst­werke bedeuten Laute Wörter, letztere beziehen sich auf Dinge (vgl. ebd.), wobei unklar bleibt, was unter Bezug verstanden wird. Allgemein differenziert Bense in drei Rea­lisierungsfunktionen: der „repräsentierenden (abbilden­den), präsentierenden (zeigenden) und konstruktiven (auf­bauen­den)“ (vgl. ebd., S.336).
Drittens führt er ästhetische Zustände an, die sich so­wohl auf physikalische als auch auf semantische beziehen können (vgl. ebd., S.334). Bense kreiert weitere Diktionen: ästhetische Zustände werden durch physikalische und se­man­tische getragen oder durch diese konstituiert; physi­kalische Zustände liegen stets vor, nicht immer relevante semantische wie bei einigen modernen Kunstwerken (vgl. ebd., S.333, 334). Ein möglicher ästhetischer Zustand wäre beispielsweise die Schönheit eines Kunstwerkes (vgl. ebd., S.333).

Es kann die Frage aufkommen, ob einige moderne Kunst­­werke, die keine Bedeutungen, keine semantischen Zu­stände haben, dennoch aus physikalischen Zeichen be­stehen? Der allgemein kommunikationswissenschaftliche An­­satz steht oder fällt mit der Antwort. Bense lässt die „gesamte kommunikative Seite der Kunst (...) durch die semiotische Möglichkeit ihrer Elemente“ garan­tieren (vgl. ebd., S.336). Das Wort Möglichkeit ist jedoch unangemessen gewählt: entweder gibt es Kunstwerke, bei denen semantische Zustände ohne Relevanz sind, dann ist auch die Möglichkeit, semantische Zustände zu bilden, ohne allge­meine Relevanz, oder es gibt Kunstwerke, die zwar den Künstlern nach keine, aber dem Kunsttheoretiker nach se­mantische Zustände haben. Wendet man sich den semiotischen Möglichkeiten zu, Bense differenziert in die Funktionen Repräsentation, Prä­sen­tation und Konstruktion, dann ist nicht erkennbar, dass z.B. Sprache miterfasst wird. Bense erläutert das Wort Repräsentation mit dem Wort Abbildung. Worte bilden aber, allgemein gesehen, nichts ab. Zwar können Worte z.B. in Form eines Kreuzes angeordnet werden, eventuell ist auch eindeutig, um was für einen konkreten Gegenstand es sich handelt, damit von Abbildung die Rede sein kann, doch in Bezug auf Sprache ist diese grafische Funktion unerheblich. Es gibt eine zweite Möglichkeit von Abbildungen. Auf die grafische Funktion kann verzichtet werden, allein die Frage, ob Isomorphie vorliege, Ein-Eindeutigkeit, wäre dann noch von Rele­vanz. Ist in Bezug auf Kunstwerke eine ein-eindeutige Relation von Worten zu Gegenständen gegeben, gleich­gültig ob es sich um empirische, imaginäre, traumatische oder metaphysische Gegenstände handelt? Eine inständige Beteuerung dessen würde nicht ausreichen, auch nicht eine mehr oder weniger wahrscheinliche Einschätzung eines Kritikers. Wer könnte z.B. in Bezug auf Gedichte von Trakl isomorphe Strukturen belegen?
Sieht man von der Erläuterung ‚Abbildung‘ ab, ist zu fragen, was vom Wort Repräsentation zu halten ist. Kann ein Wort einen Gegenstand repräsentieren, für diesen stehen, kann ein Wort z.B. eine Person, in welcher Weise auch immer, ersetzten? Worte präsentieren auch nichts Außersprachliches, zeigen nichts, stellen nichts dar, was jenseits von Sprache liegt. Nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz von For­mulierungen könnte eventuell aufgrund von Lautstrukturen als nachahmende Dar­stellungen von Gegenständlichem dienen. Dass be­sonders Gedichte zu relevanten Äußerungen verlei­ten können, ließe sich mit der Angabe von Stimulationen aufgrund der Wortwahl und mit Imaginationen von Lesern erklären. Worte stehen zu Gegenständen in keinem relevanten Verhältnis, es sei denn man versteht unter der Bezeichnung Semantik Bildliches, das Lesern in­nerlich erscheint bzw. hochkommt. Die konstruktive Funk­tion ließe sich in ähnlicher Weise interpretieren.
Bense öffnet tatsächlich die Erlebniswelt und führt sogar eine veränderte Diktion ein: „Die Entstehung dessen, was wir in der künstlerischen Produktion ein ‚Bild‘ oder einen ‚Text’ (...) nennen, ist in jedem Fall an die Möglichkeit gebunden, physikalische Ordnungen materialer ‚Signale‘ als ästhetische Ordnungen immaterieller ‚Zeichen‘ einzu­führen.“ (Ebd.) Dieser Formulierung nach besteht die Semantik aus men­talen Zeichen; Worte, Farben, Töne usw., also die Bestandteile von Kunstwerken, fungieren als Signale. Nicht mehr die Kunstwerke sind, das innere Erleben vor diesen steht jetzt Zentrum der kom­munikativen Funktion von Kunst. Die Kunstwerke dienen nur noch der Artikulation von innerlich Erlebtem.
Kunstwissenschaftlich ist das private Erleben des For­schers freilich ohne Belang. Eine allgemeine Theorie über Erleben vor, eventuell Erleben von Kunst dürfte in den Bereich kunstpsychologischer Erörterungen fallen. Anhand seiner kommunikativ se­man­tischen Realisierungsfunktionen, der Repräsentation (Ab­bil­dung), der Präsentation (Zeigen), der Konstruktion (Aufbau) ist bemerkenswert, dass besonders Sprache keinerlei relevante Berücksichtigung erfährt. Ausdehnen ließe sich die Kritik mit der Erörterung des fehlenden Bezugs auf Musik. Was wäre, sieht man von Programmusik ab, als Abge­bildetes, als Gezeigtes, als Konstruiertes seman­tisch in den Musikwissenschaften von Belang, was nicht die Musik selber wäre? Hat z.B. eine musikalische Reihe und ihr Krebs eine Reihe und ihr Krebs zu bedeuten, damit klar wird, sie eine Reihe und ihr Krebs ist? In Bezug auf darstellende Künste wären Worte wie abbilden, zeigen und konstruieren vielleicht eher angebracht, wenngleich äußerst selektiv, zudem: kaum in der kommunikativ mentalistischen Variante von Bense.

An dieser Stelle ist es möglich den Begriff ‚ästhetische Information‘ anzuführen, der die Grundlage für die Probleme bildet. Die Abbildungsfunktion ist eine ästhe­tische Information und zwar eine Information eines Kunst­werkes wie auch eine über ein Kunstwerk, also die eines Betrachters. Von hier aus lassen sich innere Erlebniswelt und äußere Gegenstandswelt, soweit es sich um ästhetische In­formationen handelt, nicht mehr differenzieren. Ähn­li­ches trifft auf Gegenstand und Wort zu: als Information des Gegenstandes und als eine des Erlebenden bleibt eine Diffe­renzierung weitgehend unberücksichtigt.

II

Gustafsson, schwedischer Schriftsteller, hat in seiner Habilitation einen analytischen Ansatz vorgelegt, der zugleich ein allgemein zeichentheoretischer ist. Doch gibt dieser ihm die Möglichkeit, auch auf Kunstgegenstände Bezug zu nehmen? Wenn Gustafssons Ansatz, er selber spricht von „Vorarbeiten“ (Gustaffson, L., 1980, S. 241ff.), die Grundlage für eine allgemeine Zeichentheorie bildet, dann hätte man eventuell auch eine theoretische Basis, um allgemein über Kunst sprechen zu können.
Konträr zu Bense, der seine Theorie im Rahmen einer Kommunikationswissenschaft vorstellt, seine Theorie als wis­senschaftliche verstanden wissen will, nimmt der Schrift­steller Gustafsson seine Resultate zurück: seine Aus­sagen liegen zwar im Bereich wissenschaftlicher Philoso­phie, sind als Vorarbeiten jedoch mit Vorsicht zu genießen. Für diese müssen freilich die selben Kriterien gelten, wie für eine ausführlich entwickelte Theorie.

Gustafsson untersucht verschiedene Repräsentationen, Abbildungen, so die eingesteckten Steinchen eines Jungen in Relation zu passierten Fahrzeugen, den Streckenfahrplan einer U-Bahn in Relation zum Streckennetz, Bilder von Rembrandt und Delacroix. Er kommt zu dem Resultat, dass es verschiedene Abbildungen geben kann, isomorphe (ein-eindeutige) wie im Fall der Steinchen und Fahrzeuge und im Fall des Streckenfahrplans, oder, wie im Fall der Kunst­werke, eine komplexere Regel. Wichtig sei, dass man die je­weilige Regel finde, mit der abgebildet werde. Generell ist Gustafsson der Ansicht, dass Elemente der Wirklichkeit abgebildet werden (vgl. ebd., S.241-243). In Bezug auf Steinchen/Fahrzeuge und Plan/Strecke ließe sich eine solche Auffassung vertreten, wie sieht es aber in den Fällen von Kunstwerken aus?

Im Fall eines Bildes von Delacroix fällt das Wort „nachahmen“ (vgl. ebd., S.243). Es wird vorausgesetzt, dass etwas sei, etwas Bestimmtes, das abgebildet wird. Nichts wird hinzugefügt, was keine Entsprechung hätte. Der Hilfs­gegenstand dient nicht zur Inspiration, lediglich als Vorlage. Freilich nur dann, wenn die Regel von dem Nachahmer konsequent verfolgt wird, wie Gustafsson voraussetzt (vgl. ebd., S.242). Wäre es im Hinblick auf eine Nachahmung angemessen, wenn man z.B. erläuterte, dass zwar alle Gesichtsteile eines bestimmten Man­nes in einem Bild dargestellt würden, die gemalte Warze aber eine Darstellung eines Gegenstandes ist, der einer Frau zugehört, die während des Malvorganges nicht anwesend war? Wie verhielte es sich, wenn eine Zu­ordnung der gemalten Warze konkret nicht möglich wäre, wenn nicht klar wäre, dass ein Gegenstand der Em­pirie zur Darstellung gelangt ist?
Die Steinchen, die Zeichen des Jungen bilden situa­tions­bedingt ein-eindeutig passierte Fahrzeuge ab: ein Fahr­zeug / ein Steinchen, eine der Taschen / vormittags. Gustafsson be­schreibt mit dieser Abbildungsregel zugleich eine Relation der Zeichen zur Wirklichkeit. In den Fällen der Kunstwerke sei es komplexer, würden seiner allge­meinen Fassung nach Elemente in eine andere hinein ab­gebildet (vgl. ebd., S.242/ 243). Diese allgemeine Beschrei­bung von Malvor­gängen mit verschiedenen Farb- und Material­schichten ist als Beschrei­bung einer Relation zur Wirklichkeit jedoch un­erheblich, weil diese Schichten kaum differenzierbar sind, im Unterschied zu den verschiedenen Taschen; aus diesem Kontext ließe sich aber indirekt entnehmen, dass auch bei Gemälden grundsätzlich eine ein-eindeutige Abbil­dung vorausgesetzt wird. Gustafsson übersieht, dass Gemälde vielfach auf die Verschmelzung von verschiedenen Schichten ausgerichtet sind, nicht auf deren Betonung.
Die Erörterungen von nicht-sprachlichen Abbildungen nehmen in Gustafssons Untersuchung jedoch einen gerin­gen Umfang ein, diese bleiben zudem relativ oberflächlich. Pri­mär analysiert er sprachliche Vorkommnisse. Für die Beurteilung seiner Theorie ist die Diskussion über nicht sprachliche Abbildungen, die oben geführt wurde, allerdings erforderlich.

Die folgende Be­schäftigung mit seinen Aussagen über Sprache betrifft so­wohl verschiedene Ausrichtungen innerhalb der Philoso­phie, wissenschaftlich orientierte und andere, als auch Belle­tristik. Inwieweit auf Umgangssprachen Bezug genommen wird, bleibt offen. Gustafsson greift auf die Sprachphilosophie vom jun­gen Wittgenstein, auf den „Tractatus logico-philosophicus“ zurück, allerdings nur in einem äußerst begrenzten Umfang (vgl. Gustafsson, L., 1980, S.248ff.). Zum Verständnis der hier relevanten Aussagen muss auf Wittgensteins Theorie nicht dezidiert eingegangen werden. Die Annahme isomorpher Strukturen in Bezug auf Sprache und Empirie ist dann möglich, wenn es sich um Sprachen handelt, die eindeutig sind. So kann es bei­spielsweise in deskriptiven Statistiken Ein-Eindeutigkeit ge­ben. Die erste Frage, die sich stellt, ist: wie verhält es sich mit nicht exakten, wenngleich hoch differenzierten belle­tristischen Sprachen? Gustafsson führt in Bezug auf Schrif­ten von Nietzsche eine heranziehbare Diskussion.

Von ihm angeführte Argumente sprechen gegen iso­morphe Strukturen. „Wenn man mit Unbestimmtheit die normale Unbestimmtheit meint (...), dann dürfte man bei Nietzsche keine Schwierigkeit haben, unbestimmte Sätze zu finden.“ (Ebd., S.41.) Für seine Theorie findet er hingegen nur Ausflüchte, ohne diese angemessen zu be­zeichnen. So rettet er sich vordergründig mit der Ansicht, dass die Situa­tion auch auf die übrigen Philosophen des 19. Jahr­hunderts zuträfe (vgl. ebd.). Was würde sich ändern, wenn seine Einschätzung richtig wäre? Auch wenn man, wie er in einem Extremfall vor­schlägt, Dichtungen von Mallarmé Realdefinitionen zur Seite stellt (vgl. ebd.), was wäre durch solche Hypothesen gewonnen?
Im Kontext von Gedichten des Spätromantikers fällt auf, dass Gustafssons Wort Wirklichkeit einen um­fangreicheren Bezug haben muss, als zunächst angenommen wurde. Eventuell führt die folgende Diskussion noch zu einer Klärung. Kunstwerke von Nachahmern, wie z.B. die Bilder von Rembrandt und Delacroix innerhalb Gustafssons Theorie, decken nur einen kleinen Bereich ab. Für eine Theorie, die z.B. auch Kandinskys informelle Malerei erfasst, werden andere Angaben benötigt. Relevante Aussagen findet man im Rahmen der Sprachphilosophie. Die Frage lautet: was wird abgebildet? Gustafsson antwortet mit den Worten Struktur, Ordnung und Relationen (vgl. ebd., S.247/248). Doch welche könnten als Abgebildete in Frage kommen?

So als ob Gustaffson ein Rückzugsgefecht einleitet, wechselt er von Abbildungen hin zu Konstruktionen. Sätze werden nicht als Abbildungen in Relation zur Wirklichkeit gestellt, sondern sie werden kon­struiert. Als Grundlage dient: „die Struktur des Satzes und die Struktur der Welt ist immer dieselbe.“ (Ebd., S.261.) Im Hinblick auf Konstruktionen geht er noch einen Schritt weiter. Nicht nur Sätze werden konstruiert, son­dern auch die Welt: „Wir selber strukturieren die Welt, wenn wir ver­schiedenfarbige Steine in unserer rechten oder linken Ho­sen­tasche sammeln“ (ebd.) Doch genau dies ist un­möglich: so kön­nen Gegenstände eines Zimmers, die man umräumt, relational strukturiert, auch umstrukturiert werden, nicht aber Fahr­zeuge durch Zeichen, z.B. durch Steine wie im Fall des Jungen. Die Welt würde bleiben wie sie war.
Das krampfhafte Festhalten an Isomorphie hängt vielleicht damit zusammen, dass die Struktur unabhängig von Sprache und Welt vor­kommt, als Substanz: „die Struktur des Satzes und die Struktur der Welt ist immer dieselbe. Nie existiert mehr als ein Exemplar von einer Struktur; das, wovon mehrere Exemplare existieren, sind ihre Erscheinungsformen“ (Ebd.) Die Substanz wäre ein metaphysisches Etwas, das sich Gustafsson in Sprache und Welt.

III

In Goodmans Ansatz ist über Zeichen kaum etwas zu erfahren. Er spricht über Symbole, die für etwas stehen und auf diese Weise Bezug nehmen. Die Schwierigkeit ist, rauszubekommen, was damit ausgesagt wird, denn dieses ‘Für-etwas-stehen’, das ein Symbolisieren ausmache, verbindet zwei völlig verschiedene Bereiche auf geheimnisvolle Weise miteinander. Der Präsident einer menschlichen Gemeinschaft, sei es auch nur der eines lokalen Kunstvereins, kann aufgrund seines Amtes für die Mitglieder sprechen, auch wenn er ausgepfiffen wird, doch Svmbole einerseits und Symbolisiertes andererseits gehören zu unterschiedlichen Bereichen. Es wäre z.B. lächerlich, anstatt den Präsidenten auftreten zu lassen, ein Bild von ihm auf der Bühne zu platzieren. Dass Talmi im Eingangsessay Goodmans symboltheoretisches Hauptwerk (vgl. Goodmann, N., 1998) erst gar nicht einbezieht, ist vielleicht diesem besonderen Umstand zu verdanken.

Die Lösungen, die Goodman anbietet, sind nicht weniger kurios als die bisher behandelten. Worte Symbol geben ihm – im Vergleich – mehr Möglichkeiten an die Hand, Bezüge zu beanspruchen. Der Bauplan eines Gebäudes würde das Gebäude symbolisieren, eine Notation eine Aufführung. In beiden Fällen handelt es sich jedoch um konzeptionelle Gestaltungen. Bei der Anfertigung eines Konzeptes auf etwas als Bezug zu verweisen, das eventuell in der Zukunft liegt, unter Umständen gar nicht eintreten wird, weitet Bezugnahmen unangemessen aus. Immerhin gibt Goodman aber die Möglichkeit frei, dass kein Bezug vorliegt, wie bei einem Bild, das ein Einhorn zeigt.

Er bleibt jedoch keineswegs eindeutig: „Wer (...) nach einer Kunst ohne Symbol Ausschau hält, wird keine finden“ (ders., 1990, S.86). Auch ein emotionaler Audruck kann Symbol sein. Ein Kunstwerk enthält den Ausdruck von Trauer durch eine symbolische Metapher, die sich auf etwas bezieht, auf das auch ein Wort traurig verweisen würde (vgl. ders., 1998, S.87f.). Die Schwierigkeit, die sich eröffnet, ist leicht beschrieben: ein künstlerischer Audruck ist i.d.R. viel präziser, als es ein kontextloses Wort traurig sein kann. Die Bezugsmöglichkeiten eines Wort traurig wären zu umfangreich, um als Hilfe oder Erläuterung zu dienen. Und wenn schließlich ein Symbol in der Not, weil es einen Bezug aufzuweisen hat, sogar auf sich selber verweisen muss (vgl. ders., 1998, S.65), wirkt das ganze Unternehmen doch sehr erkünstelt. Ich sehe im vorliegenden Kontext davon ab, Goodmans Symboltheorie in aller Breite vorzustellen.



IV

Die zentrale Frage des Essays lautete: ist eine allgemeine Kunsttheorie möglich? Fasst man Worte, Far­ben, Töne, Klänge usw. als Zeichen oder Symbole, dann er­geben sich Unvereinbarkeiten und Künstlichkeiten, die aus funktio­nalen Differenzen resultieren. Vergleichsweise junge Künste, für manchen eventuell absonderliche, müssen erst gar nicht einbezogen werden; bereits die traditionellen, gleich­sam klassischen Bereiche Belletristik, Malerei und Musik las­sen sich kaum allgemein behandeln.



Literatur

Adorno, Th.W., 1973, Ästhetische Theorie, Frankfurt a.M.

Arnauld, A., 1972, Die Logik oder die Kunst des Den­kens, Darmstadt (Wiss. Buchgesellschaft).

Bense, M., 1979, Ästhetische Kommunikation, in: Ästhe­tik, hrg. v. W. Henckmann, Darmstadt (Wiss. Buch­ge­sellschaft), S.332-338.

Goodman, N., 1990, Weisen der Welterzeugung, Frankfurt a.M.

Goodman, N., 1998, Sprachen der Kunst: Entwurf einer Symboltheorie, Frankfurt a.M.

Gustafsson, L., 1980, Sprache und Lüge, München.

Wittgenstein, L., 1984, Tractatus logico-philosophicus, in: Werkausgabe Bd.1, Frankfurt a.M., S.7-85.

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Mein Beitrag zum Band: „Diabolus. Essays über Künste“, hg. v. K. Talmi, der diesen Herbst erscheinen wird (AutorenVerlag Matern). 

Mittwoch, 26. Februar 2014

Über das neue eBook „Analytische Belletristik“

Aktuell streiten sich in ZEIT, FAZ, und SZ Schriftsteller über den Buchmarkt, über konventionell gewordene Literatur und ihre Gründe, führen behütete Milieus junger Schriftsteller an, die Beharrung auf deutschen Lesegewohnheiten durch den Literaturbetrieb gegenüber Migranten, auf einen mysteriös belassenen gesellschaftlichen Zusammenhang … Doch all dies bleibt weit zurück hinter einer grundlegenden Kritik, die Mark Ammern einleitend in der von ihm herausgegebenen „Analytischen Belletristik“ formuliert: in Kritik gerät der Literaturbetrieb als industrieller Komplex, der an Literatur zunehmend das Interesse verloren hat, Marktgängigkeit und Konsum in das Zentrum stellt, weit davon entfernt, literarische Kunst anbieten zu wollen. Dem gegenüber wird auf „individuelle Zugänge“ von Schriftstellern zur Literatur samt einiger Ausnahmen verwiesen.
Bei den Texten des Bandes handelt es sich nicht um wissenschaftliche oder philosophische, sondern um literarische Essays, denen gleichwohl eine analytische Haltung zugrunde liegt. Deshalb finde ich die Publikation besonders interessant.


… mit Bezug auf Sprache


Wenn der Literaturbetrieb im großen Umfang betroffen ist, dann auch Kritik und Literaturwissenschaft. Ich folge nicht dem Aufbau des Buches, nach Ammerns Einleitung ist Kathrina Talmis Essay „Jenseits des Absoluten“ zu finden, in dem künstlerische Autonomie und Angemessenheit als Kriterien vorgeschlagen werden, sondern aus der Position eines Rezipienten, der mit sprachlichen Produkten konfrontiert wird. Reinhard Matern macht in „Deformation, Dekonstruktion und Analyse“ darauf aufmerksam, dass es Rezipienten schwerfallen kann, überhaupt auf Literatur Bezug zu nehmen, weil dies ihre sprachtheoretischen Annahmen gar nicht ermöglichen! Dies fällt besonders bei Derrida auf, der im Rahmen seiner Zeichentheorie lediglich Worte und Bedeutungen anführt. Dieser besondere Mangel, so Matern, mache es leicht, Worte und Gegenständlichkeiten, ob wirkliche oder imaginäre, zu verwechseln, der Sprache Eigenschaften zukommen zu lassen, die einer sozialen Welt des Handelns entlehnt sind, aber mit Sprache nichts zu tun haben. Eine unzureichende Differenzierung von Sprache und Gegenständlichkeiten sieht er auch in Friedrichs Erörterung spätromantischer Lyrik, die er zuvor thematisiert hatte. Wirklichkeit wird nach Friedrichs deformiert, obgleich eine dichterische Sprache Gegenständlichkeiten überhaupt nichts anhaben kann. Matern plädiert dafür, sich zunächst die Möglichkeit zu schaffen, überhaupt als Rezipient auftreten zu können und schlägt die analytische Sprachphilosophie als geeigneten Kontext vor.


Schönheit versus Angemessenheit


Kant hatte in seiner „Kritik der Urteilskraft“ auch Geschmacksurteile thematisiert. Weil im Literaturbetrieb als auch unter Rezipienten immer mal wieder von Geschmack die Rede ist, Ammern hebt dies in seiner Einleitung hervor, ist es unumgänglich, die Möglichkeiten für solche Phrasen auszuloten. Nach Kathrina Talmi („Jenseits vom Absoluten“) verliert sich das Gerede empirisch in unzählige Worte schön, denen allenfalls psychologisch nachzukommen wäre, Ammern wendet sich Kant direkt zu und erläutert im Rahmen einer geschaffenen experimentellen Laborsituation, dass durch begrifflos Schönes nicht einmal Form berücksichtigt werden könnte, lediglich ein glucksendes Wonnegefühl, das dem von Babys ähneln könnte.
Um diesem desolaten Mangel zu entgehen, schlägt Talmi die bislang primär durch Wissenschaft und Philosophie bekannte Frage nach Angemessenheit vor und führt in diesem Kontext vorhandene als mögliche Relationen an, die für ein Kunstwerk relevant sein können, innere als auch äußere. Das Wort Angessenheit wird in der gesamten Publiktion jedoch nicht definiert. Beurteilungen bleiben persönliche Einschätzungen, jedoch innerhalb von Zusammenhängen und Kontexten. Talmi setzt einen besonderen Akzent auf die Offenheit von Angemessenheit, weil die jeweiligen Produkte als Ausgang dienen, um Relationen beurteilen zu können. Eine Frage nach Angemessenheit kann sich vielen künstlerischen Richtungen gebenüber bewähren, weil sie diese ernst nimmt. Um jedoch ein „hermeneutisches Geschwätz“ zu vermeiden, hebt Matern die Möglichkeit zu Vergleichen hervor, zu „analytisch bedingte(n)“.


Künstlerische Autonomie und Angemessenheit


Künste können sich nur entwicklen, wenn Neues gewagt wird. Dazu bedarf es jedoch künstlerischer Autonomie. Ohne eine solche Freiheit verfällt eine Kunst in Kunsthandwerk, das sich hervorragend industieller Produktionsweisen bedienen kann. Talmi als auch Ammern fordern zu künstlerischer Autonomie heraus, um einem gesellschaftlich entstandenen Einerlei zu entkommen. Talmi betont den künstlerischen Preis, „Schweiß und Tränen“, Ammern verweist historisch auf Dada, Pop-Art und Aktionskunst, um die Tragweite von autonomem Handeln und möglicher Angemessenheit anzuführen.

Literarische Angemessenheit wird in zwei Gesprächen und Ammerns Essay „Wer erzählt - warum - und für wen?“ thematisiert. Ammerns Anliegen ist es, einen gottgleichen Erzähler der Theologie zuzuschieben, gleichwohl sieht er die Möglichkeit für einen erzählenden Konstrukteur, der allerdings, wenn er nicht literarisch ausgebildet ist, nur mit dem Autor zusammenfallen kann! Alles andere würde von außen eine Fantasie überstülpen, die mit dem Text nichts zu tun hat. Über eine Stärkung des Erzählers hinaus verweist Ammern sogar auf die Schaffung eines Micro-Umfelds, wie es literarisch in alten Sammlungen oder in Novellen ausgebildet wurde, das mögliche Hörer / Leser integriert. Wie dies in zeitgenössischer Weise machbar ist, muss freilich den jeweiligen Schriftstellern überlassen bleiben.
Das Gespräch „Das Dilemma der Literaturkritik“, an dem Matern und sein Erzähler, Talmi als auch Ammern beteiligt sind, nimmt den Bachmannpreis 2013 zum Anlass, um sich über die Rolle von Kritikern, über Literatur und ein letztlich zentrales Problem auszutauschen: Gegen Ende des Gesprächs gerät eine schriftstellerische Wirklichkeit in Gegensatz zu Formansprüchen der Kritik. Es handelt sich um eine Unverhältnismäßigkeit der Kritik.
Fast zum Abschluss des Bandes, im zweiten Gespräch (Talmi, Matern, Ammern), betitelt mit „Literarische Angemessenheit“, wird Bernhards Kritik eines traditionellen Kunstbegriffes aufgegriffen und weitergetrieben: Talmi bezeichnet ihn als „platonische Idee“ und verwirft die Ansprüche an Vollkommenheit, Vollständigkeit usw., um der Literatur wieder Leben einzuhauchen. Dies kann auch dazu führen, dass Ammerns Hang zur schreibenden Improvisation Geltung erhält, auch wenn sie betont, dass sie eine von Ammern gebaute Brücke nicht betreten würde.

Analytische Belletristik.
Essays und Gespräche.
Hg.: Mark Ammern
ISBN 9783929899115 (ePub)
ISBN 9783929899153 (Kindle KF8)
€ 4,99
Erscheinungsdatum: 28.02.2014
AutorenVerlag Matern

Mittwoch, 22. Januar 2014

EBook: "Analytische Philosophie?"

Der Essay "Analytische Philosophie?", den ich online gestellt habe, ist der Titelessay eines gleichnamigen eBooks, das in Kürze erscheinen wird: als ePub, Mobi-KF8 und als PDF. Der Verlag schreibt:

"Der Titel des Bandes greift eine Frage auf, die im alltäglichen Umgang aufkam: die Frage nach analytischer Philosophie, vom Rücksitz eines Autos gestellt. Dieser Kontext bot den Anlass, eine Herangehensweise zu wählen, die bislang nicht üblich war: auszuprobieren, was eine Einbeziehung des Alltags und Umgangs erbringen könnte, ohne auf Komplexität zu verzichten.

Diese Öffnung hat zu überraschenden Ergebnissen geführt, die eine Weiterentwicklung der analytischen Philosophie erlauben, auch und in besonderer Weise theoretisch: Die Beachtung von umgangsprachlichem Verhalten kann dabei behilflich sein, Sprache besser zu verstehen, als dies eine traditionelle wissenschaftsphilosophische Ausrichtung ermöglichen würde.

Die Beiträge zu diesem Band haben Kathrina Talmi, Reinhard Matern und Kai Pege eingebracht." (Vgl. AutorenVerlag Matern)

Online ist dort ein Preview-PDF zu finden, das auch die Inhaltsübersicht und die Einleitung enthält. Ich freue mich, dass der Titel bald lieferbar sein wird!

Samstag, 4. Januar 2014

Analytische Philosophie?

- Der Titelessay von “Analytische Philosophie?”, hg. v. Kai Pege, AutorenVerlag Matern, Januar 2014 -

Die Frage nach analytischer Philosophie, die dem vorliegenden Band den Titel gab, wurde vom Rücksitz eines Autos gestellt, nachdem ich eine Zuordnung meines philosophischen Interesses bekundete. Im weiteren Gesprächsverlauf wurde mir deutlich, dass der Person, die um eine Erläuterung gebeten hatte, primär einige Philosophen namentlich bekannt waren, die der Frühzeit der analytischen Philosophie angehörten, dem Wiener Kreis. Die an mich herangetragenen Assoziationen waren zunächst verhalten, beruhten auf marginalen Texterfahrungen, die noch aus der Schulzeit stammten, im Fortgang Polemiken erinnern ließen, die speziell in Deutschland entstanden waren, vor allem innerhalb der ‘Kritischen Theorie’. 

Diese Alltagssituation ermunterte mich, eine Herangehensweise zu entwickeln, die es mir erlaubt, zu erläutern, worin das Besondere der analytischen Philosophie liegen kann, unter Einbeziehung des Alltags. Die Möglichkeitsform weist darauf hin, dass es ‘die analytische Philosophie’ nicht gibt, sondern relativ viele verschiedene Autoren und Ansichten. Mir liegt wenig daran, einen Überblick bieten zu wollen. Es gibt einige Publikationen auf dem Markt, die einem solchen Anliegen gewidmet sind, spannender sind jedoch Bücher, in denen vom jeweiligen Autor ein eigener Zugang gesucht wird (vgl. z.B. Tugendhat, E., 1976). Ein gemeinsames Programm, zu dem sich zumindest eine Reihe von Autoren bekennen, gibt es schon lange nicht mehr. Gemeinsam ist vielen Philosophen aus der analytischen Richtung allerdings immer noch, den Ansatz ihrer Arbeit in der Sprache und in hinreichenden Differenzierungen zu nehmen. Dabei muss Sprachphilosophie jedoch nicht im Zentrum stehen. Nicht wenige der Akteure sind praktisch ausgerichtet, an Handlungen und / oder Ethik interessiert. Hervorgehoben sei William K. Frankenas “Analytische Ethik” (vgl. Frankena, W.K., 1972), eine knappe und dennoch gründliche Einführung.

In diesem Band werden Ergebnisse des verbliebenen Sprachanalytischen Forums vorgelegt, das einst in den Neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden war, nunmehr als privater Kreis von Autoren fortbesteht, von Autoren, die auch den AutorenVerlag gegründet hatten. Es wird keine langen historischen Abhandlungen oder Exkurse geben, erst Recht keine, die bis zu Sokrates zurückführen, um vermeintliche Grundfragen zu stellen, die unter Athenischen Bürgern entstanden waren. Es gibt keine ‘ewigen’ Fragen. Wer hätte sie bilden und stellen sollen, in Vorzeiten, als nur Bakterien die Erde bevölkerten, wer könnte sich um diese bemühen, wenn die Phase der Menschheit beendet ist, durch Geschehnisse aus dem Universum oder durch menschliches Versagen. Ob die interessanten Fragen in der menschlichen Geschichte stets die gleichen geblieben sind, ist ebenfalls bezweifelbar. Konkret änderte sich innerhalb der Menscheitsgeschichte viel, auch die Voraussetzungen und Bedingungen, unter denen Fragen gestellt wurden. Um so erschreckender können Handlungs- und Verhaltensmuster im Wirtschaftsleben zeitgenössischer Gesellschaften sein, die an hypostasierte ‘Naturzustände’ erinnern lassen (vgl. z.B. Hobbes, Th., 1983). Mein Anliegen ist nicht, fiktional und möglichst naiv in eine altgriechische Polis oder in andere Gesellschaften zu flüchten, sondern zeitgenössischen Lesern zu erläutern, wie heute philosophische Fragen aus dem Alltage heraus entstehen können.

Mein Vorgehen ist systematisch, nicht historisch, aber weit davon entfernt, einen Systementwurf zu bieten, der deduktiv bei einigen Grundannahmen und allgemeinen Aussagen beginnt, um sich dann Schritt für Schritt in die Niederungen der Städte und Gemeinden zu begeben. Solche Systeme können durchaus imposant sein, wie eine alte Kathedrale oder ein modern gestaltetes Opernhaus, doch Vergleiche dieser Art sind oberflächig: nicht nur werden solche Gebäude von unten errichtet, in luftiger Höhe ist schwer Halt zu finden, nein, Architektur und Philosophie trennt etwas Spezifisches. Nicht Raumkonzepte, Beton, Glas und Stahl müssen auf einander abgestimmt werden, die Philosophie ‘baut’ Sprache. Das kann nicht funktionieren, wird man eventuell einwenden: Man hätte Recht! Dennoch bietet der Vergleich einen geeigneten Ansatz, zu fragen, was geschähe, wenn ich den Anfang mit einer Definition von Philosophie nehmen würde:

Man steckte einen Rahmen ab, ohne zu explizieren, was er umfasst, ohne abschätzen zu können, ob er zu weit oder zu eng ausfällt. Man säße an einem Reißbrett und würde ein Opernhaus skizzieren, ohne Informationen über konkrete Erfordernisse im Hinblick auf Empfang, Publikumsbereich, Orchestergraben, Bühne, Umkleide und Kantine. Wäre dieses Vorgehen für einen Architekten nicht ziemlich unprofessionell? Es ließe sich vielleicht von einer ‘Studie’ sprechen, doch wofür könnte diese dienen? Zum Marketing, wäre anmerkbar, um eine Metropole zu einem Auftrag zu animieren. Doch was könnte diese überraschende Entwicklung noch mit der Arbeit von Philosophen zu tun haben?

Konkrete Informationen über architektonische und bauliche Erfordernisse erhält ein Architekt von seinen Auftraggebern. In der Philosophie wäre so etwas kaum möglich, es sei denn ein Auftrag beschränkte sich auf eine Erläuterung oder Zusammenfassung von Ansichten, die bereits geäußert oder publiziert wurden. Eine Vorabdefinition von Philosophie würde den Prozess des Philosophierens auf eine Fleißarbeit reduzieren, die letztlich die eigenen Vorgaben erfüllt. Manch einer, soweit er bürokratisch gesinnt ist, wird sich damit anfreunden können. Um jedoch Philosophie betreiben zu können, bedarf es einer ungestillten Neugierde.

Ein solcher Drang kann auch in ein Verhängnis führen, mit dem unter Umständen nicht leicht umzugehen ist. Ich war von deutscher Bewusstseinphilosophie geprägt, bevor mich im Studium analytische Philosophie ins Straucheln brachte. Mit einem Schlag verlor ich meine bis dahin ausgeübte Sprache, die um ‘Denken’ kreiste, ohne mir begreiflich machen zu können, wie ich an die ‘Gedanken’ anderer herankommen soll, ja von richtigem und falschem ‘Denken’ war in der Bewusstseinsphilosophie die Rede, bisweilen sogar von ‘Denkgesetzen’. Zwar hatte mir der juristische Ton überhaupt nicht gefallen, der penetrante Widerwille erzeugte Sympathien mit anarchischen Bestrebungen in Philosophie, Wissenschaft, der Universität, der Politik! Dennoch fehlte mir ein geeigneter Ansatz, den deutschen Psycho-Terror loszuwerden.

Die Rettung bot mir Quine, das spürte ich sofort, als mir “Wort und Gegenstand” (vgl. Quine, W.v.O., 1980) bekannt wurde, dennoch geriet ich in höchste Gefahr: Ich wusste nicht mehr zu sprechen! Nicht ‘Denken’, sondern Sprache stand plötzlich im Zentrum, keine Spekulationen über psychische Prozesse, sondern lesbare Texte, Worte und ihre Bezüge. Die Tür öffnete sich mit einem Schlag, doch der betretene Raum war fremd, musste erst schrittweise entdeckt werden. Von dort öffneten sich viele weitere Räume, in denen ich mir wie ein Kind vorkam, das die Erlaubnis erhielt, sprechen zu lernen. Es ist mir immer noch schleierhaft, wie sich die Bewusstseinsphilosphie in Deutschland so lange halten konnte. Mehr als ein knapper Hinweis auf bürokratische Tradition fällt mir dazu nicht ein.


II


Bleiben Deduktion und Definition verwehrt, aus sachlichen Gründen, werde ich mich ins Getümmel stürzen können. Handelte es sich bei der Philosophie um Formales, wie bei der Mathematik und der Logik, ließe sich über Deduktionen ausgiebiger diskutieren. Da formale Systeme aber nur partielle Bereiche innerhalb der Philosophie sein können, wäre eine allgemeine Herangehensweise ohnehin unangemessen. Mein Interesse ist im vorliegenden Kontext hingegen in anderer Hinsicht speziell: Wie kann Philosophie heute aus dem Alltag entstehen?

Noch ist Sprache das primäre Verständigungsmittel unter Menschen. Zwar sind Images stärker in den Vordergrund gerückt, besonders im Zuge entstandener und inzwischen etablierter multimedialer Techniken, dennoch ist Sprache im Umgang nicht weniger relevant geworden. Auch Icons und Bilderwelten werden im Alltag zum Thema, sei es als Frage und Bestätigung, dies oder das gesehen zu haben, oder um etwas zu erläutern, Kindern zum Beispiel. In den Social Media entwickeln sich Ausdrücke emotionaler Befindlichkeiten unter Umständen zu Gesprächen. Inner- und außerhalb dieser Medien sind private Vorhaben unter Freuden abzusprechen. Die Politik fordert zu Diskussionen, Artikeln, zu Büchern heraus. Ohne Sprache wäre die Kommunikation im Alltag unzureichend. Und die gesellschaftlich beobachtbaren Icons und Bilder der Betriebssysteme von Mobiltelefonen, Tablet- und Desktop-Computern folgen Konventionen und Regeln, die auf sprachlichen Differenzierungen und Abstraktionen beruhen, mit welchem Erfolg auch immer. Sie sind konzeptionell entworfen worden, bieten die käuflich erwerbbare Grundlage für eine aufgehübschte private Bürokratie.

Sprache und physische Ereignisse, die kommunikativ auf Sprache beruhen, wie zum Beispiel viele Bilder, Töne aus einem Mobiltelefon oder ein Produktdesign, sind gleichwohl unterscheidbar. Icons und Tonfolgen geben funktionale Hinweise, ein Design fällt primär durch ästhetische Differenz auf, eröffnet durch diesen Verweis möglicherweise eine soziale. Bilderwelten können etwas darstellen. Zur Erläuterung und argumentativen Kritik bedarf es jedoch der Sprache. Funktionale Hinweise sind durch den hohen Abstraktionsgrad für eine detaillierte Kommunikation ungeeignet. Bilderwelten können hingegen eine hohe Differenzierung erreichen, zum Beispiel in Filmen. Die Darstellungen erfolgen jedoch nach anderen als nach sprachlichen Kriterien, sieht man von Abschnitten ab, in denen auch Sprache eine wichtige Funktion einnimmt. Die Bilder präsentieren das im Studio oder anderswo angesiedelte Dargestellte, mit der empirischen oder empirisch möglichen Welt treten kausale Abläufe hervor, während Sprache sich auf etwas bezieht und logische Strukturen entwickeln kann. Ein Bildaufbau wird nach anderen Kriterien vollzogen als eine sprachliche Mitteilung oder ein Textaufbau. Wenn man bildhaft von einer Grammatik und einer logischen Struktur in Bezug auf Bilderwelten sprechen wollte, wären sie im Fall der Bilderwelten etwas anderes als in der Sprache. Die geleistete Übertragung würde den Unterschied lediglich übergehen, eventuell sogar verschleiern, jedoch nicht tilgen können. Es wäre nicht hilfreich, die Besonderheiten der Sprache aufzuheben, wie Derrida dies in einem Interview vollzog: “Das, was ich Text nenne, ist alles, ist praktisch alles” (vgl. Engelmann, P., 1987, S.105). Das Wort ‘Text’ wird zu einer Metapher, die alles mit Deutungszauber verschlingt. In der Umgangsprache kann alles etwas bedeuten, Worte, Handlungen, Gegenstände, und dennoch bleiben Unterschiede gewahrt: Wortbedeutungen erläutern in der Regel den Bezug oder die grammatische Funktion, Bedeutungen von Handlungen und Gegenständen betreffen häufig die Relevanz, ob für jemanden persönlich oder in weiteren Zusammenhängen.

Wenn in Bezug auf Sprache von Darstellung gesprochen wird, dann in einer anderen Weise als im Zusammenhang mit Bildern, es sei denn, bei dem Dargestellten handelt es sich um einen Redebeitrag, ein Theaterstück oder ein Drehbuch, das zur Aufführung gelangt. Im ersten Fall wird das Wort Darstellung häufig konträr zu Äußerungen oder Texten genutzt, die (zusätzliche) Wertungen enthalten, ohne jedoch, wie im Film, das Dargestellte aufführen oder präsentieren zu können. Mehr als Bezüge herzustellen, bleibt kaum, sieht man vom Zitieren ab. Eine wortbildhafte Sprache kann zwar Assoziationen wecken, die abstrakte Relation Bezug verliert dadurch jedoch nicht an Relevanz. Was in den Zuhörern oder Lesern assoziativ vorgeht, ist ohne weiteres nicht von außen erfahrbar. Der sprachliche Bezug bleibt im Zentrum, es sei denn für Personen, die sich durch ihre eigenen Assoziationen überwältigen lassen. Im zweiten Fall, bei einer Aufführung, kommt aber etwas zur Darstellung, wie es bei einem Film geschieht, Wort für Wort, ob dramaturgisch verändert oder nicht. Sprache, so wäre zu konstatieren, kann allenfalls Sprache zur Darstellung bringen, präsentieren. Die Besonderheit des abstrakten Bezugs in der Sprache schließt in den meisten Fällen eine darstellende Funktion aus. Die Formulierung, über etwas zu sprechen, nimmt diesen speziellen Sachverhalt, die Distanz auf, dennoch scheint es kein verbürgtes Wort zu geben, das eine Alternative zum missverständlichen Wort ‘Darstellung’ bietet. Üblicherweise stellt man nicht, wie im sprachlichen Kontext angemessen wäre, über etwas dar, sondern etwas.

Die Alltagskommunikation findet in situativen Zusammenhängen statt. Um eine Artikulation verstehen zu können, sind außer der Sprache weitere Reize vorhanden, die Einordnungen ermöglichen, ob an der Kasse eines Supermarktes, im Streit mit einem der Nachbarn oder während einer Fahrt. Autoren und Lesern haben jedoch nichts weiter als die Texte. Dies macht die Ausgangslage schwieriger. Deshalb ist es im speziellen Kontext der Philosophie aus pragmatischer Sicht vorteilhaft, differenziert vorzugehen, auch wenn der Text dadurch komplexer wird. Was gemeinhin als sprachliche Darstellung ausgewiesen wird, übrigens nicht nur im Alltag, sondern auch in Wissenschaft und Philosophie, kann gar keine sein, nicht einmal, wenn man auf (zusätzliche) Wertungen verzichtet, weil in beiden Fällen die Distanz unberücksichtigt bleibt, die durch Bezugnahmen erzeugt wird.

Die Umgangsprache ist angefüllt mit Übertragungen, die aus sprachlicher Sicht unpassend sein können. Wenn ein Konzept umgesetzt werden soll, etwa wie ein Möbelstück, das für einen anderen Platz vorgesehen war oder sich an einem anderen als den vorgesehenen, aus welchen Gründen auch immer, besser macht, lässt sich zweifeln, ob dies gelingen kann. Dem Konzept soll, im Unterschied zu jenem Möbelstück, nichts geschehen, es soll lediglich als Handlungsanweisung dienen. Man würde ein Konzept allenfalls ausführen, wenn es Anweisungen enthält, nicht jedoch umsetzten. Ähnlich verhält es sich mit dem Wort ‘verwirklichen’. Ein Konzept, das es bereits gibt, also wirklich ist, kann nicht zusätzlich noch verwirklicht werden. Dabei ist es egal, ob es sich bei dem Konzept um eine Idee oder ein beschriebenes Stück Papier handelt. Eine Idee ist nicht weniger wirklich, nur weil sie etwas Psychisches, Kognitives ist. Schließlich noch ein Beispiel, das historische Veränderungen berücksichtigt und das Setzen einer besonderen Pointe erlaubt: Banken treiben seit einigen Jahren derart risikofreudige Geschäfte, dass sich diese mit der Sicherheit und Ruhe, die man mit einer Gartenbank assoziieren vermag, nicht in Einklang zu bringen sind. Nicht mehr eine assoziative Übertragung, sondern eine Differenz ist festzustellen. Man müsste das Möbelstück schon auf eine Autobahn stellen, um wenigstens einer vagen Vorstellung nach ein ähnliches Risikoniveau zu erreichen.

An den angeführten Beispielen ist ein Unterschied zu bemerken: im letzten Fall geht es um Gegenstandsbezeichnungen, die aufgrund der Bezüge verschiedene gleichlautende Worte sind und assoziative Verknüpfungen oder Divergenzen hervorrufen können, beim umzusetzenden Konzept handelt es sich hingegen um Sprachliches, das mit der Übertragung sonderbarerweise nicht-sprachlich behandelt wird. Es lohnt sich, diese beiden Beispiele näher zu betrachten. Bei den Gegenstandsbezeichnungen sind nicht nur die Bezüge different, es gibt längst eingebürgerte lexikalische Bedeutungen, die ebenfalls differieren. Würde man nachschlagen, erhielte man (a) Erläuterungen über Sitzmöbel, würde eventuell auf eine althochdeutsche “banc” (‘Erhöhung’) stoßen, auf andere Bedeutungen anderer Sprachen, in denen sehr ähnliche Lautkomplexe vorkommen; (b) über Geld- bzw. Kreditinstitute und deren Funktionen. Man erhielte, sähe man von historischen und fremdsprachlichen Exkursen ab, Erläuterungen über die Gegenstände, auf die Bezug genommen wird. Die Bedeutungen erläutern die Bezugnahme: man erfährt, worüber gesprochen wird. Von Assoziationen ist nicht die Rede. Die Möglichkeit für Assoziationen eröffnet die historische Veränderung im Hinblick auf die betroffenen Gegenständen. Assoziationen bleiben das Vergnügen von Sprechern und Hörern, Schreibern und Lesern. Wären sie deshalb sprachlich unrelevant?

Nähme man außer Bezug und lexikalischer Bedeutung noch eine weitere Funktion hinzu, ließe sich das Problem eventuell elegant lösen: eine hypothetische Ausdrucksbedeutung. Diese spielte nicht in jedem sprachlichen Fall eine Rolle, fiele bloß auf, wenn sie emotional stark besetzt ist, wie bei identifizierenden Beleidigungen oder Schwärmereien, könnte durch Gewohnheit im Alltag untergehen, oder durch eine aufkommende Differenz hervortreten. Und sie ist keineswegs so bestimmbar wie eine lexikalische, eine eingebürgerte Bedeutung, ließe unterscheidbare Varianten zu, die auf den Assoziationen unterschiedlicher Menschen beruhen. Das Bank- bzw. Bänke-Beispiel demonstriert, wie man sich interpretativ versteigen kann, rhetorisch, doch keineswegs nur als Winkelzug, sondern aus Interesse an gesellschaftlichen Entwicklungen. Dagegen ist jenes Umsetzen eines Konzeptes vergleichsweise abstrakt, wäre nicht mit der Handhabe von Gegenständen zu vergleichen: Sprache wird unzureichend erfasst. Um Ausdrucksbedeutungen von Übertragungen der Umgangssprache erfassen zu können, wäre man auf empirische Untersuchungen angewiesen - und erhielte so etwas wie Top-Listen, die sich im Laufe der Zeit ändern können, im Grunde nicht mehr als einen zeitbezogenen Spaß einbrächten.

Davidson ist der Ansicht, dass zusätzliche Bedeutungen zur Erfassung von Metaphern überflüssig seien: Metaphern könnten wörtlich, als eine neue Bedeutung genommen werden. In Bezug auf sein Beispiel ‘das Kind Tolstoi’, das im Kontext einer literaturwissenschaftlichen Einschätzung angeführt wird, “Tolstoi sei ein ‘moralsierendes großes Kind’ gewesen” (vgl. Davidson, D., 1994, S.347), ließe sich dies eventuell annehmen, obgleich man im Hinblick auf ‘neu’ mehr erwarten könnte. Schwieriger wird es, wenn man nach einer wörtlichen Bedeutung von ‘verwirklichen’ fragt. Ich wüsste darauf ohne weiteres nicht zu antworten!

Alltagssprachlich werden nicht nur Konzepte umgesetzt und verwirklicht, auch Träume werden wahr. Wenn ein Konsumartikel als Traum bezeichnet wird, ein Börsencrash hingegen als Albtraum, dann sind die psychischen Zustände, auf die mit Worten ‘Nacht-’ und ‘Tagtraum’ Bezug genommen wird, eher unrelevant. Idealisiertes und Bedrohliches stehen in Frage, die zwar erträumt werden können, dem sprachlichen Verhalten nach aber anders in Rede stehen. Es findet wie in vorhergegangenen Fällen eine Übertragung statt. Ein Wort ‘Traum’ oder ‘Albtraum’ dient als Metapher.

Steht kein Zusammenhang oder Kontext zur Verfügung, bleibt offen, um was es sich jeweils handelt, wenn der Artikulation nach ein Traum für jemanden wahr wird. Vielleicht kann dennoch stärker differenziert werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Metapher ‘Traum’ genutzt wird, die Erwünschtes und  / oder Idealisiertes bezeichnet, ist relativ groß. Nacht- als auch Tagträume wären in der Regel zu umfangreich, vielleicht nicht einmal bewusst, um ihnen so etwas wie ‘wahr werden’ zuordnen zu können. Und ‘wahr werden’, sieht man mal von Metamorphosen ab, in denen aus einem erwünschten ein wirklicher Gegenstand wird oder geworden ist, die nur in esoterischen Ausnahmefällen eine Rolle spielen könnten, würde darauf Bezug nehmen, dass nun ein physischer Gegenstand, nicht nur ein erwünschter verfügbar ist. Auch ‘wahr’ wäre eine Metapher, aber eine vergleichsweise abstrakte. Sie betonte das Physische des Gegenstandes, in Differenz zu bloß Imaginärem.

Die Metaphern der Umgangssprache haben etwas Anachisches. Nicht einmal die Annahme einer wörtlichen Bedeutung könnte sie in ein rational erträgliches Gefüge bringen. Eine allgemeine philosophische Theorie über Metaphern hätte die Umgangssprache aber zu berücksichtigen, nicht bloß ausgesuchte Beispiele aus Dichtung, Wissenschaft und Philosophie. Der Begriff Ausdrucksbedeutung bezeichnet eine Variable, die als solche zwar ansetzbar ist, sich jedoch nicht allgemein weiter bestimmen lässt, weil sie lediglich eventuelle und verschiedenen Assoziationen umfasst, samt ihrem anarchischen Potential. Dieses anarchische Potential schließt nicht aus, dass sich funktionale Listen anlegen ließen, um Metaphern, auch solche der Umgangssprache, linguistisch sortieren zu helfen. Ein solches Vorgehen führte im vorliegenden Kontext jedoch zu weit, die philosophische Relevanz wäre fraglich.


III


Welche Relevanz hat aber die ‘hypothetische Ausdruckbedeutung’ für die Theorie? Immerhin werden, wenn auch nur als blinde Variable, also ohne nähere Angaben machen zu können, propositionale Einstellungen berücksichtigt. Und als sei dies nicht schon problematisch genug (vgl. Davidson, D., 1994, S.9), lässt sich daran zweifeln, ob die betroffene Sprache lernbar sein kann, weil diese Offenheit für Neues keine Abgeschlossenheit und Endlichkeit garantiert (vgl. Davidson, D., 1994, S.33)? Dazu später mehr.

Was bislang als Alltags- bzw. Umgangssprache bezeichnet wurde, gilt in Bereichen der Sprachwissenschaften und der Philosophie als ‘natürliche Sprache’, in Differenz zu formalen, künstlichen oder zu Plansprachen. Ein Wort ‘Natur’ kann, muss in diesem Kontext keine Metapher sein, wenn man einen wissenschaftlichen Naturbegriff präferiert, der auch Menschen und ihre Kulturen einschließt. Ein solcher Begriff würde jedoch auch speziell angefertigte Sprachen umfassen, wollte man vermeiden, sie abseits der Natur einer Metaphysik zuzuschieben. Die beanspruchte Differenz von ‘natürlichen’ und ‘künstlichen’ Sprachen wäre dahin.

Tja, wie sprechen, ließe sich fragen. Wenn die Sprache, die in Rede steht, gesellschaftlich geformt ist, dann erhalte ich die Möglichkeit, sie als gesellschaftliche zu bezeichnen, unabhängig von den angeführten klassifikatorischen Schwierigkeiten. Ich werde diese Möglichkeit nutzen, doch auch weiterhin vom Alltag und Umgang der Menschen sprechen, weil die explizite Berücksichtung das besondere Anliegen der vorliegenden Arbeit von Beginn an war und weiterhin sein wird.

Die bisherigen Beispiele betrafen die gesellschaftliche Sprache, die in Deutschland gesprochen wird. Es ist nicht selbstverständlich, dass diese sich in andere Sprachen adäquat übersetzen lassen. Ich scheue jedoch davor zurück, länder- und sprachübergreifend nach Beispielen zu suchen, obleich mir klar ist, dass die deutsche Sprache nur von vergleichsweise regionaler Relevanz ist. Ein unabsehbarer Umfang multilingualer Forschung würde das Projekt überfordern. Eine Begrenzung auf die indo-europäische Sprachfamilie wäre nicht zu rechtfertigen. Beispiele aus einer gesellschaftlichen Sprache reichen aber aus, um theoretisch von Belang zu sein.

Davidson verknüpft die Frage nach einem Spracherwerb mit der nach einer Überschaubarkeit, einer Endlichkeit semantischer Ausdrücke, allerdings in einem anderen Kontext, im Zusammenhang mit Zitaten. “Jedes Zitat ist ein semantischer einfacher Ausdruck, und da es unendlich viele verschiedene Zitate gibt, ist eine Sprache, die Zitate enthält, unlernbar.” (Vgl. Davidson, D., 1994, S.33.) Würde man anstatt von Zitaten von Sätzen sprechen, die Metaphern enthalten, unabhängig davon, ob man diese als ‘einfach’ bezeichnen würde, ergäbe sich ein ähnliches Problem: unendlich viele verschiedene Metaphern dieser Sprache würden einen Lernprozess nicht zum Abschluss bringen können.

Doch wie ist es möglich, weshalb relevant, eine Sprache vollständig zu beherrschen? Davidson stellt eine Anforderung an die Theorie: “Mit der richtigen psychologischen Einkleidung versehen, sollte unsere Theorie uns in den Stand setzen, mit Bezug auf einen beliebigen Satz anzugeben, was ein Sprecher der betreffenden Sprache mit diesem Satz meint (bzw. was dieser nach seiner Meinung bedeutet).” (Vgl. Davidson, D., 1994, S.30.) Die Interpretation von Zitaten kann im vorliegenden Kontext außen vorbleiben, die von Metaphern ist hingegen schon angeführt worden: Metaphern seien wörtlich zu verstehen (vgl. Davidson, D., 1994, S.343). Mit dieser Angabe ist geklärt, wie sich man sich eventuell nicht enden wollende Prozesse vom Leib halten kann.

Mein Vorgehen, muss ich eingestehen, ist nicht ganz unähnlich, doch ich bezweifle, dass stets eine wörtliche Bedeutung fassbar ist. Meine Erläuterungen über einige alltägliche Metaphern, darunter Worte wie ‘Darstellung’, ‘umsetzen’ und ‘verwirklichen’, wären mit einer schlichten Angabe von Bedeutungen nicht explizierbar gewesen. Eine wörtliche Bedeutung ließ sich am einfachsten beim Wort ‘umsetzen’ angeben, unter Berücksichtigung von Möbelstücken, verständlich ist die Metapher dadurch aber nicht geworden. Eine Forderung, mit der Theorie seien Metaphern wörtlich aufzufassen, die Bedeutungen beliebiger Metapher von Sprechern erfassen zu können, ist äußerst fragwürdig.

Mit der ‘hypothetischen Ausdrucksbedeutung’ habe ich der Pandora eine Pforte geöffnet, ohne sie wirklich reinzulassen. Die Variable zeigt, dass es unzählige Assoziationen in Bezug auf Metaphern geben kann, sie ließen sich sogar empirisch schätzen, bleiben aber außen vor, weil sie theoretisch auf keinen anderen Nenner zu bringen wären. Man könnte der Ansicht sein, dies käme einer Kapitulation gleich. Ich würde betonen, dass es davon abhängt, ob man das anarchische Potential zu nutzen weiß, das in die analytische Theorie integriert wurde. Vielleicht ist ein Umgang damit nicht von jedem lernbar, auf den Umgang mit Logik träfe jedoch Gleiches zu.


IV


Die sprachtheoretische Schwierigkeit im Umgang mit Metaphern resultiert aus einem gesellschaftlichen Sprachverhalten, das auch außerhalb von üblichen Konventionen und Regeln, abseits von sachlich angemessenen Differenzierungen erfolgt. Man kann darüber verzweifeln oder es mit einem Lächeln billigen. Es findet statt. Praktisch bleibt nichts anderes übrig, als jeweilige Resultate zu prüfen, zu analysieren, ohne spezielle Vorgaben darüber zu machen, was Metaphern konkret seien, wie sie gebildet sind, was sie bedeuten. Es ist diese Offenheit, die es erlaubt, verschiedene Übertragungen zu erkennen als auch zu interpretieren, in meinem Fall unter sprachanalytischen Kriterien. Erst diese Offenheit garantiert eine Vollständigkeit der Theorie. Und nur sie reicht aus, um mit dem anarchischen Potential, das bei Metaphernbildungen zum Tragen kam und kommt, angemessen umgehen zu können.

Aber nicht nur geäußerte Metaphern können im Umgang besonders auffallen, ebenso Auseinandersetzungen darüber, was als wahr gelten kann. Im Umgang mit Metaphern steht weniger eine Frage nach Wahrheit im Zentrum, eher nach Angemessenheit, die sich auf die konkrete sprachliche Verwendung oder Erzeugung bezieht. Bei einer üblen Beschimpfung ist es egal, ob sie wahr ist oder nicht, relevant ist, ob sie passt, also angemessen ist, und ob sich andererseits ein Beschimpfter angegriffen, soziale herabgesetzung fühlt. ‘Wahrheit’ wird hingegen relevant, sobald sprachliche Bezüge in Frage gestellt werden, zum Beispiel gegenüber politischen Äußerungen, mit denen eine entstandene Armut in westlichen Gesellschaften übergangen wird: Bürger beginnen zu fragen, worüber, über welche Gesellschaften überhaupt gesprochen wird.

Der Begriff Geltung ist diesem Zusammenhang wichtig, weil der Entscheid über Wahrheit intersubjektiv getroffen wird, von den Beteiligten. Zu einer Auseinandersetzung kommt es, wenn die einbezogenen Ansichten darüber differieren, was wahr ist. Es könnte durchaus sein, dass aus einer nicht einbezogenen Sichtweise alle an einem Streit beteiligten Personen oder Parteien falsch liegen, dies jedoch nicht auffällt. Eine Frage nach Geltung könnte sich eventuell erübrigen, wenn die Kriterien für Entscheide, ob eine Aussage wahr oder falsch ist, gleich sind. In der deutschen Politik ist man dazu übergegangen, selber sprachbildend tätig zu werden, um zu vermeiden, von Wissenschaftlern oder wissenschaftlich gebildeten Journalisten mit statistischen Mitteln bloßgestellt zu werden. Speziell angepasste Diktionen von ‘sozial’ und ‘arm’ verhindern dies, bürgern sich sogar graduell ein.

Solche sprachlichen Neufassungen verändern die Bedingungen der Kommunikation, ohne die politisch vorherrschende Geltung im Hinblick auf ‘wahr’ und ‘falsch’ in Frage zu stellen. ‘Wahrheit’ betrifft das Vorliegen oder Nicht-Vorliegen von Bezügen, nicht hingegen die Wortbedeutungen. Würde man ‘arm’, um ein extremes Beispiel zu geben, nicht den Lebensbedingungen westlicher Großstädte anpassen, sondern solchen wie in Bangladesch, wäre Armut mit einem Schlag in Deutschland überwunden. Tipps von Politikern, die Heizung im Winter auszulassen, man könne alternativ zu Pullovern greifen, zudem Strom zu sparen, der Betrieb eines Kühlschranks wäre in der zu erwartenden Umgebung nicht erforderlich, können erläutern, dass im Kontext von Bedeutungen nicht ‘Wahrheit’, sondern Angemessenheit in Frage steht. ‘Wahrheit’ kommt erst ins Spiel, wenn mit Hilfe der Bedeutungen die Bezüge thematisiert werden. Innerhalb des extremen Beispiels lägen keine des Wortes ‘Armut’ in Deutschland vor. Pointiert, wenngleich zynisch, ließe sich sogar über einen erstaunlichen Reichtum sprechen.

Das soziale Gerangel, das politisch betrieben wird, auch vor einer Missachtung von gesellschaftlichen Gruppen nicht zurückschreckt, ließe sich dies durch Appelle an eine Vernunft unterbinden helfen? Die Ausrichtung der Diskussion würde sich ändern. Ein Erfolg wäre, nach Habermas, an die Überwindung “egozentrischer Nutzenkalküle” gebunden; es bedürfte mehr als einer kommunikativen Verständigung (vgl. Habermas, J., Bd. 1, S. 151). Doch unter den Bedingungen, die Habermas für eine ideale soziale Kommunikation entwickelt, wie relevant oder unrelevant sie für eine konkrete Praxis auch sein mögen, werden “Verständlichkeit” als Voraussetzung, Ansprüche auf  “Wahrhaftigkeit”, “propositionale Wahrheit” und “normative Richtigkeit” angeführt (vgl. Habermas, J., Bd., 1, S.416), von sprachlicher Angemessenheit ist nicht die Rede. Das pragmatischen Kommunikationsmodell umfasst Sprache nur unzureichend. Im Rahmen einer Konsenstheorie der Wahrheit, in der es letztlich um die Zustimmung der Beteiligten geht, nicht um Sprache, sondern um Geltung, mag dies kaum auffallen.

Sieht man von jenem sozialen Gerangel ab, das von der Politik betrieben wird und dem auch das pragmatische Kommunikationsmodell Tribut zollt, lässt sich um der Sache willen diskutieren. Sprachtheoretische Fragen nach Wahrheit können zumindest in zwei Richtungen gestellt werden: im Hinblick auf die Bedeutung des Wortes ‘wahr’, oder durch eine Klärung dessen, was ein sprachlicher Bezug ist.

Mit einer semantischen Theorie der Wahrheit steht Angemessenheit zur Diskussion, nicht deren Wahrheit. Tarski hat eine in der Philosophie viel beachtete relevante Theorie entwickelt. Zur Angemessenheit kommt als weiteres Kriterium noch die formale Richtigkeit hinzu (vgl. Tarski, A., 1972, S.55). Ein Problem seines Konzeptes ist, dass ‘wahr’ im Kontext der ‘Äquivalenzform T’ (bzw. dt. ‘W’), sein Beispiel sei angeführt, ‘>Schnee ist weiß< ist wahr genau dann, wenn Schnee weiß ist’, durch ‘erfüllen’ erläutert wird. Seiner Ansicht nach hätte ‘Erfüllung’ einen grundlegenderen Charakter als ‘Wahrheit’, und er beschreibt sie als “eine Beziehung zwischen beliebigen Gegenständen und bestimmten Ausdrücken, genannt Aussagefunktionen.” (Vgl. Tarski, A., 1972, S.71.) Eine Aussage sei wahr, wenn sie von allen Gegenständen erfüllt werde, sonst falsch. Nun wäre freilich zu klären, was unter jener Beziehung, die als ‘Erfüllung’ bezeichnet wird, zu verstehen ist. Ein Seitenschwenk zur Logik würde nicht helfen, weil es lediglich um ein Einsetzen ginge. Was immer in der Logik geschehen mag, Gegenstände werden nicht eingesetzt. Handelt es sich bei ‘Erfüllung’ überhaupt um eine Beziehung, und könnte ‘Erfüllung’ eine solche angemessen bezeichnen? Bereits Field hat auf solche Undurchsichtigkeit hingewiesen (vgl. Field, H., 1976, S.124). Einen Überblick, besonders über formale Einwände, gibt Puntel (vgl. Puntel, L.B., 1978, S.41-69).

Davidson erweitert die Form lediglich um Sprache, Sprecher und Zeit (vgl. Davidson, 1994, S.77), um sie für natürliche, also gesellschaftliche Sprachen nutzbar zu machen. Dies ist durchaus ein wichtiger Schritt, reicht aber nicht aus, um verstehen zu können, was mit jener Beziehung gemeint ist. Erfüllungen können mit propositionalen Ansprüchen, Wünschen und Erwartungen in einem Zusammenhang stehen, wie jedoch mit beliebigen sprachlichen Ausdrücken? ‘Erfüllung’ wäre eine Metapher, die alles andere als klar und verständlich ist. Es kann aber aus dem zuvor angeführten Beispiel deutlich werden, um was es letztlich geht: um einen vorliegenden oder nicht vorliegenden sprachlichen Bezug.

Was aber ist das, ein sprachlicher Bezug? Ich habe bislang von einer abstrakten Funktion gesprochen, nun lässt sich hinzufügen, die vorliegen kann, eventuell aber auch nicht. Dies macht die Sache keineswegs einfacher. Man könnte untersuchen, wie Bezugnahmen psychogenetisch geschehen, wie dies zum Beispiel Quine unternommen hat (vgl. Quine, W.v.O., 1976). Was aber ‘Bezug’ ausmacht, ist aus dieser Prosa nicht zu erfahren. In “Ontologische Relativität” hatte er zuvor eine “Unerforschlichkeit der Referenz” hypostasiert und diese u.a. mit einer Zweideutigkeit von Worten begründet: Das Wort ‘grün’ könne als konkreter allgemeiner Term (das Gras sei grün) fungieren, ebenso als abstrakter singulärer Term (Grün sei eine Farbe) (vgl. Quine, W.v.O., 1975, S.57). Sieht man davon, ob es sich um die selben Worte handeln kann, ist der angeführte Fall trivial. Ohne Kontexte oder situative Zusammenhänge, in denen die relevanten Äußerungen erfolgen, bleibt offen, worüber gesprochen wird. Nicht trivial wäre hingegen eine Antwort auf die Frage, was Bezüge aus theoretischer Sicht sind. Handelt es sich bei den relevanten Worten ‘Bezug’, ‘Bezüge’ ebenfalls nur um Metaphern, die völlig undurchsichtig sind?

Davidson stört nicht die sprachliche Übertragung, die mittels ‘Bezug’ vorgenommen wird und die sich längst eingebürgert hat. Er präferiert die Möglichkeit, sprachtheoretische Begriffe auf einfachere zurückzuführen. “Alles an der Sprache kann rätselhaft erscheinen, und wir würden sie besser verstehen, wenn wir die semantischen Begriffe auf andere Begriffe zurückführen könnten.” (Vgl. Davidson, 1994, S.311.) Diese Möglichkeit werde im Hinblick ‘Bezugnahme’ jedoch verwehrt (vgl. Davidson, 1994, S.306.). Damit ist man auf ‘Erfüllung’ angewiesen.

Und nun? Weiß jemand was geschieht, wenn gesprochen wird? Oder hat man es mit einem Mysterium zu tun, das seit der frühen Steinzeit entweder nur Plappern oder Schweigen lässt?


V



Angemessenheit von Worten wie ‘Wahrheit’, ‘Bedeutung’ und ‘Bezug’ wird relevant, wenn Bedeutungen zu formen sind. Würde man nach der Wahrheit der Worte fragen, dann nach dem Vorliegen ausgesagter Bezüge. In dieser Weise ließe sich beispielsweise über eine erarbeitete Fassung des Aristotelischen Wahrheitsbegriffs urteilen, der selber nur an- oder unangemessen sein kann. An einer solchen historischen Erörterung habe ich im vorliegenden Kontext aber kein Interesse.

Die bisherige philosophische Diskussion über die relevanten Worte hat in eine Sackgasse geführt, weil, so lässt sich vermuten, Sprache unzureichend erfasst wurde. Dem sprachlichen Bezug wie einem Mysterium gegenüberzustehen, kann nicht das letzte Wort in dieser Sache sein. Über die auszuarbeitenden Bedeutungen der Begriffe kommen jedoch auch Wahrheitsfragen in die Diskussion, weil Sprache etwas Gesellschaftliches ist, mithin Bezüge relevant werden.

Man könnte es als einen Missstand innerhalb der analytischen Sprachphilosophie bezeichnen, den Blick nicht viel weiter geöffnet zu haben, als es aus wissenschaftsphilosophischer Sicht erforderlich war. Es ließe sich sogar in vielen Fällen fragen, ob es überhaupt um Theorie gegangen ist, nicht bloß um Konzepte ohne nennenswerte empirische Relevanz. Quine antwortet auf solche Vorwürfe mit dem Verweis auf die Entstehung eines Fachs, der wissenschaftlichen Philosophie. Schriftstellerische Ambitionen schließe er aus: professionelle Philosophen seien dazu nicht geeignet. (Vgl. Quine, W.v.O., 1991, S.233). Die Frage nach einer Angemessenheit  wissenschaftsphilosophischer Begriffe ließe sich jedoch nicht abwehren, indem man sie schriftstellerischen Tätigkeiten zuordnet. Zudem wäre es zweierlei, wissenschaftliche Philosophie zu betreiben, ohne sich thematisch fixieren zu lassen, oder ob man sich als professioneller Zuträger der Wissenschaften versteht. Letzteres hätte Ähnlichkeiten mit der Relevanz von Philosophie im Mittelalter, als professionelle Küchenhilfe der Theologie.

Auch Wittgenstein sieht einen unangemessenen Umgang mit Worten, doch in einer anderen Hinsicht: Er konfiguriert eine Situation, in der ein Philosoph einem okkulten Vorgang nachgeht, in dem eine Beziehung, es ließe sich hinzufügen, eine wesenshafte Beziehung, zwischen Name und Benanntem herauszubringen sei. In diesem Fall geschehe Außergewöhnliches (vgl. Wittgenstein, L., 1984, S.260). Die gesuchte Beziehung wird  - ohne Rückgriff auf Autoren und relevante Schriften - in viele unterschiedliche Beziehungen aufgelöst: “Diese Beziehung kann, unter vielem anderen, auch darin bestehen, daß das Hören des Namens uns das Bild des Benannten vor die Seele ruft, und sie besteht unter anderem auch darin, daß der Name auf das Benannte beschrieben ist, oder daß er beim Zeigen auf das Benannte ausgesprochen wird.” (Vgl. Wittgenstein, L., 1984, S.259.) Er belustigt sich.

Auch solche Ereignisse gehören zu sogenannten Sprachspielen. Um erfassen zu können, was solche Spiele seien, wird der Gebrauch der Worte angeführt. Auf die rhetorische Frage, was mit Worten eines spezifischen Spiels bezeichnet wird, gibt er die Auskunft: “Was sie bezeichnen, wie soll ich das zeigen, es sei denn in der Art ihres Gebrauchs” (vgl. Wittgenstein, L., 1984, S.242.) Auffallend ist, dass in jenem okkulten Spiel nicht nur sprachliche Vorkommnisse einbezogen sind, sondern auch psychische Erlebnisse. Eine Differenzierung unterbleibt. Als typischer Rat ist zu lesen: “Schau auf das Sprachspiel …, oder ein anderes!” (vgl. Wittgenstein, L., 1984, S.259). Dieser Hinweis steht unter anderem im Kontrast zur traditionellen Methode des Abrichtens von Kindern, das seinerseits als Sprachspiel bezeichnet wird (vgl. Wittgenstein, L., 1984, S.239-241) und im Rahmen der Konditionierung auch Handlungen umfasst. ‘Gebrauch’ ist innerhalb seiner Spätphilosophie ein reichliches undifferenziertes Wort, das mit diesem Bezugsumfang durchaus nicht dem Alltag entlehnt ist. Er räumt die Undifferenziertheit sogar ein und spricht von “unzählige(n) verschiedene(n) Arten der Verwendung dessen, was wir ‘Zeichen’, ‘Worte’, ‘Sätze’ nennen.” (Vgl. Wittgenstein, L., 1984, S.250.) Sein Spiel der Spiele, das man auch als “Lebensform” (vgl. Wittgenstein, L., 1984, S.246, 250) auffassen kann, ähnelt in dieser speziellen Hinsicht dem Gepansche eines Alchemisten.

Betont werden muss, dass die “Philosophischen Untersuchungen” aus dem Nachlass veröffentlich wurden, nicht als abgeschlossen gelten können. Das Vorhaben war ambitioniert: Ein Aufzeigen, ich würde entgegen seiner Absicht von einer Konzeption sprechen, der Sprachspiele, diene dem Vergleich, insgesamt sollte eine von vielen möglichen Ordnung entstehen. (Vgl. Wittgenstein, L., 1984, S.304).

Auf der Suche nach Angemessenheit bin ich jedoch keinen Schritt weiter gekommen. Zwar lässt sich mit Bezug auf Wittgensteins Spätphilosophie hervorheben, “daß bezugnehmende Verwendungsweisen kein >Wesen< besitzen; es gibt nicht ein bestimmtes Etwas, das als Bezugnahme bezeichnet werden kann.” (Vgl. Putnam, H., 1997, 212.) Berücksichtigt man jedoch, den ominösen Begriff ‘Gebrauch’, sagt dies wenig aus.


VI


Wittgensteins Abgrenzung von Fragen über Wesen, u.a. auch des Bezugs - in diesem Kontext wird von ihm angeführt, die Sprache feiere (vgl. Wittgenstein, L., 1984, S.242) -, kann eventuell Heidegger als Adressat gemeint sein, festlegen möchte ich mich jedoch nicht. Im Rahmen von Wittgensteins Konzept wird eine Parallelwelt anvisiert, eine mögliche Ordnung, die dem Vergleich dienen kann, deshalb spielt Bezug und Wirklichkeit für ihn ohnehin eine untergeordnete Rolle, ähnlich wie innerhalb der Belletristik. Wesensbegriffe interessieren mich ebenfalls nicht, ob ontologische oder metaphysische, Fragen nach Wirklichkeitsbezügen hingegen schon.

Obwohl im Hinblick auf Wirklichkeit differente Ausrichtungen bestehen, eignet sich Wittgensteins Spätphilosophie besser als die zuvor angeführten formalen Erörterungen, einen von mir bereits skizzierten Ansatz in geeigneter Weise aufzugreifen. Wittgenstein ist der Überzeugung, dass er Sprachspiele beschreibt, den Gebrauch zeigt, also darstellend vorgeht. Eine darstellende Funktion wird innerhalb der “Philosophischen Untersuchungen” jedoch nur in ganz wenigen Passagen ausgeübt: durch ein rhetorisches Fragen, um den Textfluss in Gang zu halten. Mit diesen Fragen wird eine fiktive Sprechsituation dargestellt, freilich äußerst knapp, im Grunde kaum einer Rede wert. Alles andere dient der Entwicklung von Bedeutungen, besonders der von Worten ‘Sprachspiel’ und ‘Gebrauch’, durch Erläuterungen möglicher Gebräuche.

Es gibt einen sprachlichen Unterschied zwischen der Präsentation, die beispielsweise durch Schauspieler vollzogen wird, und einer Erörterung, die über einen Text, eine Sache oder einen Gegenstandsbereich erfolgt. Im ersten Fall ist eine Darstellung eines Textes, auch die eines fiktiven Streits, durchaus möglich, im zweiten Fall wird eine solche Darstellung normalerweise vermieden, ist gar nicht erwünscht. Sogar eine studentische Seminararbeit, die ausschließlich aus einer Reihung von Zitaten besteht, würde kaum als Darstellung durchgehen, weil nichts über die Ursprungstexte gesagt wird. Und im Unterschied zur rezitierenden Arbeit, sieht man von speziellen schauspielerischen Leistungen ab, wird durch den Studenten eine gewichtende Auswahl getroffen. Dieser arme Kerl bietet dennoch praktisch nichts.

Es gehört zum Alltag, ich nahm es kürzlich erneut auf einer Zugfahrt wahr, Menschen beobachten zu können, die von einem Sprechmodus zum anderen wechseln. Von einem knappen Erfahrungbericht schaltete einer junger Mann plötzlich in den Darstellungsmodus um: “Ich: …; er: …; und ich: …” - “Hihihi!” war anschließend aus der Gruppe zu hören, in der sich die Szene abspielte. Ein solches Ereignis wird Personen geläufig sein, die das Leben der städtischen Massen noch nicht hinter sich gelassen haben.

Der Darstellungsmodus wird im Fortgang nicht weiter beachtet. Im vorliegenden Kontext interessiert, was in dem anderen, dem primären Modus geschieht, während über etwas gesprochen oder geschrieben wird. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um einen knappen oder ausführlichen Bericht, um ein Gespräch, um eine Diskussion, eine Erläuterung oder Erörterung handelt, ob in jedem Fall ein Wort ‘über’ sprachlich üblich ist. Systematisch relevant ist die sachliche Differenz zwischen den beiden Modi. Und ich hoffe, dass ich ohne eine verquere Bezeichnung des primären sprachlichen Modus auskomme. Ich werde ihn nicht einmal fortlaufend anführen, sondern schlicht voraussetzen. Anzumerken ist allerdings, dass dem gesellschaftlichen Sprachverhalten nach auch über etwas gelacht und geweint werden kann. Das Wort ‘über’ ist nicht auf Zusammenhänge mit Sprache begrenzt. Die Distanz, die im Gegensatz zu Darstellungen zum Ausdruck kommt, bei denen etwas, nicht über etwas zur Präsentation gelangt, muss keineswegs eine emotionale sein.


VII


Metaphern lassen jenes ‘über’, das speziell bei Äußerungen zum Tragen kommt, außer Acht, überwinden es im vorgenommenen Vergleich geradezu, wie beispielsweise durch Wittgenstein: Wenn seine Eröterung Sprachspiele darlegt, mögliche Gebräuche, Muster, als werde ein Bild skizziert, das dem Vergleich mit der Wirklichkeit dienen soll, dann wird die sprachliche Tätigkeit, mit der Sprache erläutert wird, umgedeutet, ja als spezielle ausgeblendet. Das Bemühen, Sprache durch ein ‘Sprache ist wie’ zu fassen, kann nur scheitern, weil es gar nicht mehr um Sprache ginge. Wenn Sprache etwas nicht ist, dann ‘wie’.

Das Wort ‘fassen’, das ich im vorausgehenden Absatz nutzte, ist ebenfalls metaphorisch. Ein solches metaphorisches Sprechen oder Schreiben über sprachliche Akte ist sogar relativ weit verbreitet, weil kaum Alternativen bestehen. Einige Beispiele sind bereits angeführt worden: ‘darstellen’, ‘erfüllen’, ‘zeigen’, ja sogar ‘anführen‘ gehört dazu. Würde man alle relevanten metaphorischen Äußerungen tilgen, blieben kaum Worte übrig. Eine Reduktion würde eine Diskussion über Sprache und sprachliche Tätigkeiten fast unmöglich machen. Vermeiden lässt sich aber, den Metaphern auf den Leim zu gehen.

Ich möchte die Möglichkeit nutzen, einen eigenen Ansatz zu entwickeln. Mehr als eine Richtungsentscheidung soll sich dabei aber nicht ergeben. Vorausgesetzt wird, dass die im vorliegenden Kontext relevante Sprache gesellschaftlich geformt wird. Wissenschaften und die Philosophie sind abhängig von dieser Sprache, unternehmen jedoch auch eigene Anstrengungen, um die Präzision von Aussagen zu erhöhen. Dieses Vorgehen ist besonders wichtig, ich halte es für die zentrale Aufgabe, mit diesen Tätigkeiten deutlicher als im gesellschaftlichen Alltag zu machen, um was es jeweils geht und die Entwicklung dessen, was gemeinhin Wissen genannt wird, voranzutreiben.

Sieht man von Metaphern ab, bleibt für sprachlichen ‘Bezug’ kaum mehr als eine abstrakte Funktion. Mit diesem Akt reduziere ich jedoch nur Ungeschicklichkeiten - und erhalte möglicherweise eine neue, vielleicht sogar eine hervorragende Grundlage für eine andere Form von Unangemessenheit. Abstrakta (und Allgemeinbegriffe) boten und bieten seit Platon immer wieder den Ausgang für Spekulationen über ihr Sein, als handele es sich um Gegenstände, die mit physikalischen vergleichbar wären. Dass Abstrakta hilfreich sein können, beim Rechnen, Sortieren und Putzen, will ich gar nicht bestreiten, aber muss es deshalb auch um ein metaphysisches oder ontologisches Sein gehen, nur weil das Zeug nicht so einfach kaputtzukriegen ist?

Wenn ich der Ansicht wäre, dass sprachliche Äußerungen stets Bezüge hätten, würde ich Kriterien benötigen, besonders solche, die über ‘wahr’ und ‘falsch’ entscheiden lassen. Bezüge wären eine Eigenschaft der Sprache, jedoch nur formal, weil nur in jeweiligen Zusammenhängen geklärt werden könnte, welche. Ein isolierter Satz wie ‘Die Bank ist grün’ würde offen lassen, auf was sich die Äußerung bezieht. Nun könnte man einwenden, dass die Eigenschaft, Bezug zu haben, nicht einfach formal ist, sondern sich im Rahmen von vorgegebenen Möglichkeiten bewegt. Dem ließe sich entgegnen, dass es sein mag, dass sich relativ viele Menschen an übliche Bedeutungen und Bezüge halten, Neuerungen wären dann aber nicht möglich. Sprache würde sich nicht mehr entwickeln können. Jüngere gesellschaftliche Vorkommnisse wie ‘geil’ und ‘cool’ wären einfach nur absurd.

Würde man akzeptieren, dass Spache nur formal Bezüge als Eigenschaften haben kann, sich letztlich die äußernden Menschen entscheiden, welche konkret, durch die Kontexte oder durch die Situationen im Umgang, weshalb sollten Menschen nicht darüber entscheiden können, ob ihre Äußerungen überhaupt Bezug haben, oder nicht. Nein, nein, dies ginge zu weit? Wäre es angebrachter, auch Zahlen und Götterbezeichnungen Bezüge zuzuschreiben, unabhängig davon, ob man an einen lichten Himmel oder eine düstere Unterwelt voller abstrakter Entitäten und Götter aller Schattierungen glaubt? Ist Sprache zentral ein metaphysisches Unterfangen, zu dem auch jene formale Eigenschaft gehört? In religiösen Kontexten ließen sich vielleicht diskursiv eingebrachte Götterbezeichnungen als Zitate interpretieren, eventuell sogar selektiv, bei der Verwendung von Zahlen und anderen Abstrakta auch? Wäre der interpretative Aufwand letztlich nicht zu hoch, der erforderlich wäre, um eine Formalie zu erhalten, die man gar nicht braucht?

Man bräuchte sie, um die Frage nach Wahrheit aufrechtzuerhalten. Diese Frage wäre belanglos, würde es nunmehr um Bezüge gehen, die vorliegen können. Es wäre (a) ungewiss, welche geäußerten Ansichten Bezüge haben, zumal worauf, unabhängig davon, ob sie wahr oder falsch sind. Damit wäre (b) unklar, in Bezug auf was die Frage nach Wahrheit gestellt werden kann. Sprache würde der Beliebigkeit anheimgestellt. Die Menschen könnten geradezu machen, was sie wollten. Dieser unberechtigten Angst - die Leute machen ohnehin, was sie wollen, fragen nicht erst einen Sprachmetaphyiker oder -priester -, ließen sich die verschiedenen Kontexte entgegenhalten, in denen es um empirische oder religiöse beziehungsweise metaphysische Gegenstände und Sachverhalte geht. Wenn man mir abends in einem Laden zu verstehen gäbe, dass Milch ausverkauft sei, könnte ich die Äußerung mit relativ großer Sicherheit als empiriebezogene auffassen, nicht als Aussage über ein eingebrochenes mythisches Verhängnis, das häufig abends eintritt, auch wenn mich dieser Umstand nicht trösten könnte.

Es ließe sich, speziell um religiösen und metaphysischen Scheinproblemen zu entgehen, ein Rahmen abstecken, der durch Bedeutungen gegeben wird, die Verifikationshinweise umfassen, Bedeutungen, die wissenschaftlich konkreter wären, als zum Beispiel lexikalische Bedeutungen, Prüfbarkeit ermöglichten. Es entstände ein “empirischer Gehalt” (vgl. Quine, W.v.O., 1995, S.75), jedoch ebenso eine Beschränkung des Tätigkeitsbereichs. Der philosophische Anspruch auf Professionalität wäre erkauft, ohne dass dies erforderlich wäre. Durch einen selektiven Verzicht auf Gegenstandbezüge ließe sich auch über etwas sprechen, das es der eigenen Auffassung nach gar nicht gibt, dennoch gesellschaftlich relevant ist. Quine sieht im Kontext von Abstrakta, dass “der ontologische Gürtel um einige Löcher enger” zu schnallen sei (vgl. Quine, W.v.O., 1975, S.29), bei dieser leichten Abmagerungskur bleibt es allerdings.

Propositionale Einstellungen eines Autors gegenüber einer Textpassage sind mir als Leser in der Regel unbekannt. Unabhängig davon kann ich aber prüfen, ob Bezüge vorliegen, oder in welchem Umfang. Passagen und ihre Kontexte geben in der Regel preis, ob Bezüge für die jeweiligen Texte eine Rolle spielen können, oder nicht. In diesem Zusammenhang ließe sich sogar weitaus differenzierter vorgehen, als dies eine Dichotomie in ‘wahr’ und ‘falsch’ erlauben würde. Ist der Übertrag, der von formalen Sprachen aus vollzogen wurde, sprachlich nicht völlig ungeeignet, besonders im Hinblick auf Studien, die explizit ihren (möglichen) Empiriebezug betonen und der von vielen Faktoren abhängig ist, von den ausgewählten theoretischen Grundlagen, den Hypothesenbildungen, der sogenannten Operationalisierung, bis hin zu den präferierten Messinstrumenten? Schlicht nach Wahrheit zu fragen, käme der Inszenierung eines mittelalterlichen Gottesurteils gleich.

Auf Abstrakta und Gottheiten als Gegenstände lässt sich nach meinem Ermessen leicht verzichten, so sehr man die einen oder anderen auch konzeptionell gebrauchen kann, zum Beispiel in einer Diskussion. Ein solcher persönlicher Verzicht ließe dennoch zu, über Glaubensgegenstände anderer zu sprechen. Die Frage nach angemessenen Regeln oder sprachlichen Bedeutungen reicht für Gespräche völlig aus, alles weitere wäre ohnehin nur mit Gewalt zu lösen. Entscheidend ist nicht die Frage, ob eine abstrakte Entität existiert, sondern wie sie gefasst wird. Ob sie darüberhinaus noch existiert, ist für eine Diskussion sekundär.

Wenn die Frage nach Wahrheit entfallen kann, weil es bei möglicherweise empriebezogenen Äußerungen darauf ankommt, ob im Rahmen einer Prüfung ein solcher Bezug vorliegt oder nicht, gegebenfalls in welchem Umfang, in religiösen oder metaphysischen Kontexten hingegen Angemessenheit der Bedeutungen gefragt ist, nicht Bezug, es sei denn bei Textanalysen, die sich auf Schriften beziehen, könnte man ‘wahr’ als schlichtes Urteil auffassen, ähnlich wie ‘schön’. Nach meinem Ermessen käme dies einer Entlastung des kleinen unscheinbaren Wörtchens gleich, auch einer Entlastung von seiner Substantivierung und vom Pathos. Eine Frage nach der Bedeutung von ‘wahr’ wäre lediglich noch eine empiriebezogene, würde unzählige Bedeutungen in Sprache l (language), zur Zeit t (time), im Raum a (area) ergeben, eventuell sogar amüsante. Mehr wäre kaum zu erwarten.

Bezug ist keine Eigenschaft der Sprache. Aber ich gestehe sprachlichen Erzeugnissen selektiv eine abstrakte Funktion zu, über etwas Auskunft zu geben. Dieser Vorgang vollzieht sich intrasubjektiv, hängt von Erfahrungen, vom Differenzierungsvermögen, von vielem ab, das interpersonell kaum zugänglich ist. Sogenannte Forschungsstandards zu setzen, mag dabei behilflich sein, eine Fleißarbeit zu leisten, vielleicht auch eine nach der anderen, doch genau diese Standards sind es, die Objektivität vorgaukeln und ein wissenschaftliches als auch philosophisches Fortschreiten behindern. 

Die Schwierigkeit aber, herauszufinden, was die abstrakte Funktion ausmacht, besteht darin, nichts zur Verfügung zu haben, was nicht die Sprache wäre, die es zu erläutern gilt. Diese Grenze hat auch Wittgestein gesehen. In seiner Spätphilosophie reagierte er darauf mit unangemessenen Darstellungsbemühungen. Mehr als den im Grunde schwachen Hinweis, über etwas Auskunft zu geben, vermag ich nicht zu formulieren.